Aktien und Fonds Halten oder verkaufen?

Wenn die Kurse fallen, ist kühler Kopf gefragt. Doch was ist die richtige Strategie in der Krise? Unsere kompakter Checkliste hilft Ihnen, emotionale Fehlentscheidungen zu vermeiden und Ihre Anlagestrategie kritisch und erfolgreich zu hinterfragen.
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Warum Börsencrashs so schwer auszuhalten sind: Ein Blick in die Psychologie

In Phasen starker Kursverluste übernehmen nicht selten die Emotionen das Kommando. Das hat mit unserer Biologie zu tun: Unser Gehirn reagiert auf Verluste fast wie auf eine reale Bedrohung. Angst und Stress schalten den Verstand aus – übrig bleiben Fluchtreflexe.

Typisches Muster in einem Crash:

  1. Verunsicherung: „Was passiert da gerade?“
  2. Panik: „Ich verliere mein Geld – ich muss raus!“
  3. Verkauf: Viele Anleger verkaufen im Tiefpunkt – und realisieren Verluste.
  4. Verpassene Erholung: Die Märkte erholen sich – aber ohne sie.

Diese Reaktion ist menschlich – aber nicht rational. Deshalb ist es wichtig, sich bewusst zu machen: Nur wer Ruhe bewahrt, kann gute Entscheidungen treffen.

Die entscheidende Frage: Halten oder verkaufen?

Es gibt kein Patentrezept. Aber es gibt Kriterien, die Ihnen helfen, die Lage richtig einzuordnen:

1. Wie lang ist Ihr Anlagehorizont?

Wenn Sie langfristig (z. B. 10, 15 oder 20 Jahre) investieren, gehören Schwankungen dazu. Historisch betrachtet haben sich Märkte in diesem Zeitraum fast immer erholt. Wer Zeit mitbringt, hat den größten Verbündeten an seiner Seite.

Beispiel: Ein Anleger investiert 2008 vor dem großen Finanzcrash. Sein Depot verliert 40 %. Doch bis 2013 hat er seine Verluste nicht nur ausgeglichen – er steht deutlich im Plus.

2. Brauchen Sie das investierte Geld bald?

Wenn Sie in den nächsten 12 bis 24 Monaten auf Teile Ihrer Geldanlage angewiesen sind, sollten Sie sehr genau prüfen, ob diese Positionen überhaupt so risikoreich aufgestellt sein sollten. In einem Crash kann ein Verkauf unausweichlich sein – aber das sollte nicht zufällig passieren, sondern geplant.

3. Wie hoch ist Ihr Risikopuffer?

Ein gut gestreutes Depot – also mit verschiedenen Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Tagesgeld, Rohstoffe etc.) – kann Krisen besser abfedern. Wer alles in Aktien investiert hat, muss mit größeren Schwankungen leben. Je besser Sie diversifiziert sind, desto entspannter können Sie bleiben.

4. Kennen Sie Ihr persönliches Risikoprofil?

Viele Anleger merken erst in der Krise, dass sie emotional gar nicht mit der gewählten Strategie klarkommen. Wer schlaflose Nächte hat, hat möglicherweise zu offensiv investiert. Ein Börsencrash ist deshalb auch ein ehrlicher Test, ob Ihre Geldanlage wirklich zu Ihnen passt.

Ein Rückgang ist kein Verlust – solange Sie nicht verkaufen

Wenn Ihr Depot um 20 % gefallen ist, haben Sie noch keinen realen Verlust – sondern einen Buchverlust. Erst wenn Sie verkaufen, machen Sie den Rückgang zum echten Schaden.

Warum Zeit Verluste heilt

Die Börsengeschichte zeigt: Nach jedem Crash kam eine Erholung. Mal dauerte es Monate, mal einige Jahre – aber bislang haben sich große Märkte wie der DAX, der MSCI World oder der S&P 500 immer wieder gefangen.

Beispiel: Während der Corona-Krise im März 2020 verlor der DAX rund 40 % innerhalb weniger Wochen. Schon im Sommer hatte er sich weitgehend erholt – wer durchgehalten hatte, lag bald wieder im Plus.

Wann ein Verkauf sinnvoll sein kann

Trotzdem gibt es gute Gründe, auch in einem Crash zu handeln – aber überlegt:

  • Lebensumstände ändern sich: Sie planen eine große Anschaffung, einen Immobilienkauf oder treten in den Ruhestand ein? Dann kann eine Umschichtung sinnvoll sein – weg von risikoreichen Anlagen, hin zu mehr Stabilität.
  • Anlageziele neu definieren: Vielleicht merken Sie in der Krise, dass Ihre Ziele sich geändert haben. Auch das kann Anlass sein, Ihr Depot anzupassen.
  • Falsche Gewichtung: Wenn einzelne Positionen überhandnehmen (z. B. 80 % Aktienanteil), kann ein Rebalancing helfen. Das bedeutet: Umschichten – nicht alles verkaufen.

Wichtig: Reagieren Sie nicht aus einem Impuls heraus. Überprüfen Sie Ihre Ziele, Ihren Bedarf und holen Sie sich ggf. Unterstützung.

Ein Börsencrash als Chance zur Standortbestimmung

Nutzen Sie Krisen, um Ihre Geldanlage neu zu reflektieren:

  • Wie habe ich in dieser Situation reagiert?
  • Welche Anlageformen haben sich bewährt – welche nicht?
  • Was brauche ich in Zukunft, um mich sicher zu fühlen?

Diese Gedanken helfen, Ihre Anlagestrategie robuster und besser auf Sie zugeschnitten zu gestalten.

Fazit: Der Crash ist nicht das Problem – sondern die Reaktion darauf

Ein Börsencrash ist unangenehm – aber kein Grund zur Panik. Wer informiert handelt, vermeidet Fehler, erkennt Chancen und bleibt langfristig auf Kurs.


 

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Modell-Foto: colourbox.com