Berufsunfähigkeitsversicherung Diese Irrtümer können ziemlich teuer werden

Die Berufsunfähigkeitsversicherung gehört zu den wichtigsten Versicherungspolicen überhaupt, denn Sie schützt Ihre finanzielle Existenz. Ihr größtes Kapital sind nämlich immer noch Sie selbst – und Ihre Arbeitskraft. Und dieses Kapital verlieren Sie, wenn Sie berufsunfähig werden.
Trotzdem verzichten nicht wenige auf den Berufsunfähigkeitsschutz – oft auch in dem Irrglauben, dass man selbst eine solche Police (noch) nicht braucht … Die wichtigsten Irrtümer haben wir hier für Sie zusammengefasst.

"Ich bin doch durch die gesetzliche Rente geschützt"

Auf den staatlichen Schutz sollte sich niemand verlassen, denn die gesetzliche Rentenversicherung zahlt nur unter sehr engen Voraussetzungen eine Rente wegen Erwerbsminderung. Eine sogenannte teilweise Erwerbsminderung liegt immer dann vor, wenn der Versicherte auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nur noch drei bis unter sechs Stunden täglich tätig sein kann – und zwar unabhängig von dem Beruf, den er erlernt hat. Eine volle Erwerbsminderung ist dagegen gegeben, wenn die Erwerbsfähigkeit so stark eingeschränkt ist, dass auch keine Tätigkeiten von weniger als drei Stunden täglich verrichtet werden können. Allerdings können Arbeitnehmer auf jede beliebige Tätigkeit des allgemeinen Arbeitsmarktes verwiesen werden. So ist es auch möglich, qualifizierte Fachkräfte auf eine unqualifizierte Tätigkeit zu verweisen: Kann diese unqualifizierte Tätigkeit dann wenigstens sechs Stunden am Tag ausgeübt werden, führt die Verweisung dazu, dass es keine Rente gibt. Eine private Berufsunfähigkeitsabsicherung ist also ein Muss.

"Ich habe einen Bürojob – ich brauche doch keine Berufsunfähigkeitsversicherung"

Berufsunfähigkeit ist keine Frage des Jobs, den Sie aktuell ausüben. Denn die Ursachen und Gründe für Berufsunfähigkeit liegen nicht alleine an körperlichen Gebrechen: Vor allem psychische Erkrankungen bis hin zum Burnout spielen heute eine große Rolle bei Berufsunfähigkeit. Und auch Erkrankungen an den Gelenken, am Rücken oder den Händen können Auslöser für eine Berufsunfähigkeit sein – unabhängig davon, ob Sie auf der Baustelle oder im Büro arbeiten.

"Kinder brauchen doch keine Berufsunfähigkeitsversicherung"

Es ist durchaus sinnvoll, für Kinder auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, die dann allerdings eher eine allgemeine Invaliditäts- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist, weil es noch keinen Beruf gibt, der abzusichern ist. Denn wenn Kinder durch eine schwere Krankheit ein Leben lang nicht in der Lage sind, eine Ausbildung zu machen und einen Beruf auszuüben, fallen sie durch alle sozialen Sicherungsnetze. Sie bekommen keine staatliche Erwerbsminderungsrente, die vor allem bei älteren Arbeitnehmern eine Grundsicherung bietet. Im Idealfall kombinieren Sie für eine Kinder-Berufsunfähigkeitsversicherung eine Rentenzahlung und Einmalleistung bei Kinderinvalidität – Sie haben dann lebenslang finanzielle Sicherheit für den Nachwuchs und können bei Eintritt der Kinderinvalidität notwendige Anschaffungen tätigen.

"Ich bekomme doch ohnehin keine Berufsunfähigkeitsversicherung"

Grundsätzlich kann jeder eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, der sich diesen wichtigen Schutz sichern will – das gilt auch für Freiberufler, Selbstständige, Unternehmer, Studenten oder Auszubildende. Denn in den meisten Fällen genießen die Genannten überhaupt keine Absicherung durch die staatlichen Sicherungssysteme – ohne private Absicherung stehen sie bei Berufsunfähigkeit vor dem finanziellen Ruin. Wichtig beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung in diesen Fällen: Die Versicherung sollte auf das Recht der Versicherung zu einer abstrakten Verweisung verzichten, denn der Wechsel in einen anderen "Beruf" ist meist nicht möglich.

"Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist viel zu teuer"

Die Höhe der Prämie für Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung richtet sich nach verschiedenen Faktoren, die Sie auch in der Hand haben – und damit sind Sie es auch, der entscheidet, ob der Schutz bezahlbar ist. Wer bereits als Mitzwanziger eine Police abschließt, zahlt weniger, als wenn er noch zehn oder 15 Jahre wartet. Und auch die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente bestimmt entscheidend die Prämienhöhe: Wenn der finanzielle Spielraum kleiner ist, sollte die Rente erst einmal geringer angesetzt werden. Die meisten Verträge sehen vor, dass die Rente später erhöht werden kann, wenn zum Beispiel ein besserer Job mit einem höheren Gehalt angenommen wird.

"500 Euro private Rente werden schon reichen"

Die Höhe der Rente ist entscheidend, wenn Sie berufsunfähig werden: Denn die Rente ist dann Ihr Einkommen, von dem Sie leben müssen. Andererseits spielt die Höhe der Rente auch für die monatliche Prämie der Absicherung gegen Berufsunfähigkeit eine Rolle. Wollen Sie statt 1.000 Euro monatlicher Rente 2.000 Euro versichern, verdoppelt sich die Prämie. Sie sollten deshalb genau abschätzen, wie hoch die Rente im Leistungsfall sein muss: Berücksichtigen Sie zum Beispiel, dass Sie im Falle eines Falles vielleicht noch andere Ansprüche haben – zum Beispiel unter bestimmten Voraussetzungen auf eine staatliche Erwerbsminderungsrente oder eine Betriebsrente. Als Anhaltspunkt sollten Sie davon ausgehen, dass Sie ca. 80 Prozent Ihres aktuellen Nettoeinkommens mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung absichern sollten. Denken Sie aber auch daran, dass Sie mit 40 mehr Schutz brauchen als mit 55 – denn im Alter haben wir oft schon selbst Vermögen angesammelt, das wir einsetzen können. Außerdem sind die Kinder oft aus dem Haus, und die eigene Immobilie ist abbezahlt.

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Modell-Foto: colourbox.com